Wie Ärztinnen und Ärzte Familie und Beruf unter einen Hut bekommen

Erst die Karriere, dann die Kinder? – Wie junge Ärztinnen und Ärzte Familie und Beruf unter einen Hut bekommen!

Karriere & Finanzen

Von KlinikRente — 21.09.2017

Erst die Karriere, dann die Kinder? – Wie junge Ärztinnen und Ärzte Familie und Beruf unter einen Hut bekommen!

Die Facharztweiterbildung noch nicht in der Tasche, aber einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand? Viele junge Ärztinnen und Ärzte wollen Kinder und Karriere von Anfang an verbinden. Wir sagen dir, wie du für deine Familienplanung die richtigen Weichen stellst!

Schwanger im OP – geht das?

Mit dem Mutterschutzgesetz seid ihr als schwangere Ärztinnen gut geschützt: Der Arbeitgeber sollte gemeinsam mit euch und dem Betriebsarzt prüfen, ob der Einsatz am bisherigen Arbeitsplatz nach den gesetzlichen Vorgaben während der Schwangerschaft weiter möglich ist, zum Beispiel im OP.

Wenn das nicht der Fall ist – kein Problem! Temporär wird dann ein anderer Arbeitsplatz für euch gefunden. Oft ergeben sich für schwangere Ärztinnen ungefährliche Möglichkeiten, die anderen Kolleginnen und Kollegen im Team zu unterstützen. Ihr könnt in dieser Zeit zum Beispiel Arztbriefe schreiben, Aufklärungsgespräche mit Patienten führen, Patientenfälle codieren oder Visiten durchführen, um nur einige Optionen zu nennen.

Und wenn das Baby da ist? Mit dem Arbeitgeber zusammen findet ihr die richtige Lösung!

Mediziner in Elternzeit – Väter genauso wie Mütter – haben ihrem Arbeitgeber gegenüber heute gute Karten. Denn die Chefs wissen, dass es genau diese jungen Mediziner sind, die nach ihrer Auszeit wieder als hoch qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen werden.  Es ist bereits gängige Praxis, dass insbesondere Assistenzärztinnen während der Facharztweiterbildung eine Auszeit von 1 bis 1,5 Jahren für die Familiengründung nehmen und im Anschluss die Facharztweiterbildung wieder aufnehmen. Spezielle Elternzeitmodelle machen für Ärzte allerdings keinen Sinn, weil immer eure individuelle Situation berücksichtigt werden muss. Ihr seid gut beraten, rechtzeitig das Gespräch mit einem verständigen Vorgesetzten und der Personalabteilung zu suchen.

Schwanger als Medizinerin: Die rechtliche Seite

Genauso wie der Arbeitgeber muss sich auch die Medizinerin genau an die Vorgaben des Mutterschutzgesetzes halten. Je nach Arbeitsplatz und Schwangerschaft kann das den kurzzeitigen Wechsel des Arbeitsplatzes oder ein Beschäftigungsverbot bedeuten. Zum Glück wird das Gehalt dabei aber nicht geändert.
Der Arbeitgeber verpflichtet sich dazu, euch gemäß BEEG während der Elternzeit eine Anstellung von bis zu dreißig Stunden wöchentlich zu ermöglichen – und diese Beschäftigung ist nach der Elternzeit auch die Grundlage für eure Teilzeittätigkeit. Das Anrecht darauf ist in einem Gesetz verankert, das „Teilzeit- und Befristungsgesetz“ heißt und TzBfG abgekürzt wird. Wenn der Arbeitgeber anfangs die Teilzeittätigkeit nach dem BEEG ermöglicht hat, wird er das später auch tun: Er kann dann nicht mehr darstellen, dass eine Teilzeittätigkeit aus organisatorischen Gründen nicht möglich ist.

Wie Ärztinnen und Ärzte Familie und Beruf unter einen Hut bekommen

In der Elternzeit frühzeitig die Kinderversorgung planen

Für den Wiedereinstieg in den Beruf ist oft die Zeit zwischen dem Ende der Elternzeit und dem ersten Tag im Kindergarten entscheidend. Die Betreuungssituation sollte hier am besten geklärt sein, denn wer tagsüber das Kind betreut, kann natürlich nicht arbeiten. Als Faustregel gilt: Je näher ihr am Arbeitsplatz wohnt, desto einfacher werden die Versorgungsmodelle. Eine gute Möglichkeit der Kinderbetreuung direkt nach der Elternzeit ist zum Beispiel eine U3-Kindertagesstätte. Fragt auch unbedingt nach Einrichtungen, die den Kliniken oder Krankenhäusern angegliedert sind, in denen ihr arbeitet! Meldet euch früh dort an. 
Ihr könnt aber auch über eine Betreuung durch eine Tagesmutter, eine Kinderfrau oder die Großeltern nachdenken. Ganz egal, wie ihr es macht: Eine durchdachte und frühzeitige Planung hilft euch enorm beim Wiedereinstieg in den Beruf.

Kinder und Medizin-Karriere auf Dauer vereinbaren!

Wie in jedem anspruchsvollen Beruf ist auch in der Medizin die Vereinbarkeit von Familie und Karriere eine Herausforderung. Wer viel arbeitet, kann in dieser Zeit nicht bei der Familie und den Freunden sein. Das ist allerdings in anderen Arbeitsbereichen auch so: Eine Position im Vorstand erfordert mehr Arbeitsstunden als in der Sachbearbeitung – und als Oberärztin arbeitest du mehr als in einer Facharztposition.

Letztlich ist vieles von euren persönlichen Umständen und Möglichkeiten sowie von eurem Arbeitgeber abhängig. Wenn ihr Vorgesetzte und Arbeitgeber mit Weitblick habt, werden sie das Thema Familienplanung bereits frühzeitig ansprechen und mit euch zusammen ein Karrieremodell unter Berücksichtigung der Familienplanung entwickeln. Auch wenn dieses Szenario für einige Einrichtungen noch Zukunftsmusik ist, geht der Trend auf jeden Fall in diese Richtung.